In unseren aktuellen Ausstellungen beschäftigen wir uns mit Bezügen zwischen Literatur und bildender Kunst. Es ist offensichtlich, dass es prinzipielle Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ausdrucksformen gibt – etwa hinsichtlich der Offenheit in der Rezeption. Wir konkretisieren dieses weite Feld, indem wir uns auf die Dichtung und die Fotografie konzentrieren und Fragen bearbeiten wie: Kann ein Foto wie ein Gedicht wirken – wie sich das etwa Robert Frank für seine Bilder gewünscht hat? Berenice Abbott dagegen würde das wohl ablehnen. Warum fotografiert ein Dichter? Wie kann man Lyrik und Fotografie zusammenbringen? Und welcher ästhetische Mehrwert kann daraus erwachsen?
Es gibt vielfältige Beispiele aus der künstlerischen Praxis für das Miteinander von Text und Bild auf Augenhöhe. Etwa die Zusammenarbeit des Dichters und Journalisten James Agee mit Walker Evans oder die des Schriftstellers John Berger mit Jean Mohr. Jack Kerouac hat dem Fotografen Robert Frank »einen Platz unter den tragischen Dichtern der Welt« zugesprochen. Winfried Georg Sebald und Wisława Szymborska sind Schriftsteller, die sich in ihren Texten explizit mit Fotografie auseinandersetzen; Erich Kästner hat über ein fotografiertes Portrait eines Konfirmanden gedichtet und Philip Larkin wurde durch das Fotoalbum einer jungen Frau zum Dichten inspiriert. Heinz Cibulka hatte eine Phase, in der er seine Fotos zu Bildgedichten anordnete und Rolf Dieter Brinkmanns Fotografien sind parallel zu seinen Gedichten entstanden – oder umgekehrt.
Martin Frech, Februar/März 2021
Thomas Bachler, Ralf Baumgarten, Christos Dassios, Frank Doering, Heike Fischer, Martin Frech, Dorothee Freitag, Claus Dieter Geissler, Kris Heide, Tobias D. Kern, Jürgen H. Krause, Klaus Küster, Markus Mischkowski, Hans Peter Schaefer und Anna C. Wagner
21.08.2023 bis 20.10.2023
Die schaelpic photokunstbar zeigt in der Reihe Fotografie und Dichtung eine Gruppenausstellung mit Arbeiten zum »Pathos der Dinge«.
Wir haben zwölf Fotografinnen und Fotografen eingeladen, Dinge, Einrichtungen und Konzepte, die für uns zum Alltag gehören, als Fotomotive wahr- und aufzunehmen mit der Gewissheit des späteren Bedeutungszuwachs' dieser Bilder im Hinterkopf. Sei es, dass das Motiv auf absehbare Zeit verschwunden sein wird oder dass es eines dieser ständig passierenden letzten Male ist. Aus der ganzen Bandbreite: Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten, Erfreuliches und Ärgerliches – oder auch Lebensveränderndes.
Als Grundrauschen beim Anfertigen der Bilder diente der Text Die Pissoire der Vaterstadt des Reutlinger Grafikers und Autors Karl Langenbacher von 1959, in dem dieser als 51-jähriger über seine Jugenderinnerungen an Bedürfnisanstalten sowie deren Verschwinden in ihrer ursprünglichen Form geschrieben hat.
↪ Dokumentation zur Ausstellung (pdf-Datei)
Vernissage:
Sa., 19.08.2023, ab 19:00 Uhr
Finissage:
Fr., 20.10.2023, ab 19:00 Uhr
mit einem Kurzfilmprogramm, zusammengestellt von Hans-Dieter Delkus: Gezeigt werden drei Kurzfilme aus den 20er Jahren, die allesamt dem Surrealismus/
Mit ANÉMIC CINÉMA (1926/27) von Marcel Duchamp wird das filmische Haupwerk des Konzeptkünstlers vertreten sein, eine siebenminütige Animation von Wortspielen, angebracht auf sich drehenden Schallplatten. Trotz seiner vorgeblichen Einfachheit ist der Film nicht wenig vielschichtig, »wohl der intellektuellste und in diesem Sinne abstrakteste aller frühen Avantgardefilme« (Scheugl/
Duchamp, der seinerzeit mit seinen Readymades Alltagsgegenstände zu Kunstwerken erklärte, darf in einer Ausstellung, die »Vom Pathos der Dinge« erzählen will, freilich nicht fehlen.
ANÉMIC CINÉMA (F 1926/27, Marcel Duchamp, zus. m. Man Ray und Marc Allégret, 7 Min.)
L’ÉTOILE DE MER (1927), entstanden nach dem gleichnamigen Gedicht von Robert Desnos, ist der erste surrealistische, fast impressionistisch anmutende Kurzfilm von Man Ray, der sich ja hauptsächlich einen Namen als Fotograf gemacht hat. Hier geht es um einen Mann, der geradezu besessen von einem Seestern ist –, der Seestern als »dichterisches Symbol der Träume und Wünsche des Protagonisten« (Scheugl/
L’ÉTOILE DE MER (F 1927, Man Ray, nach dem Gedicht v. Robert Desnos, 13 Min.)
Das kleine Avantgardeprogramm beschließen wird Germaine Dulacs Film LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (1926–28), der nach einem Drehbuch von Antonin Artaud entstand.
Ging es im vorherigen Film um einen Seestern, so ist es hier eine Muschel, die eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Der Film sei, so der film-dienst, ein »psychoanalytischer Albtraum über sexuelle Frustrationen und Begehrlichkeiten« und strotze nur so vor »visuellen Kabinettstückchen wie Doppelbelichtungen, Überlendungen, Verzerrungen und extremen Schärfe-/
LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN wird als erster surrealistischer Film angesehen.
LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (F 1926–28, Germaine Dulac, Drehbuch: Antonin Artaud, ca. 28 Min./38 Min.)
Die Filme werden analog vorgeführt.
Aus der Einladung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
Seit Anfang des Jahres können wir keine Telegramme mehr verschicken, die letzten Telefonsäulen wurden abgeschaltet, der Auspuff ist eine aussterbende Art und öffentliche Uhren werden auch schon rar. Viele Dinge, Einrichtungen und Konzepte, die für uns zum Alltag gehören, nehmen wir nur am Rande und selten als Fotomotive wahr. Und wenn sie dann weg sind, ist es für uns Fotografinnen und Fotografen zu spät; Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben es in dieser Hinsicht mal wieder einfacher.
Beispielsweise der Reutlinger Grafiker und Autor Karl Langenbacher. Er hat 1959 als 51-jähriger in seinem kurzen Text »Die Pissoire der Vaterstadt« über seine Jugenderinnerungen an Pissoirs sowie deren Bedeutung für seine Mannwerdung geschrieben und schon damals konstatiert: »Die Öffentlichkeit der Pissoire hat allerdings abgenommen. ... Aus der einfachen schwarzen Teerwand, die man beliebig anpissen konnte, ist eine sanitäre Einrichtung geworden, ...«
Für unser Projekt dient dieser Text als Grundrauschen bei der Anfertigung einer präsentationsfertigen Fotoarbeit (max. 1 lfm) zum Geburtstag der Fotografie am 19. August. Die Idee ist, aufmerksam durch die Welt zu gehen und bewusst etwas Alltägliches zu fotografieren mit der Gewissheit des späteren Bedeutungszuwachs' dieser Bilder im Hinterkopf.
Am 19. August treffen wir uns dann in der schaeplic photokunstbar in Köln-Mülheim, hängen die Ausstellung – und später mit unseren Besuchern ab zum 184. Geburtstag der Fotografie.
Martin Frech, 5/2023
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
↪ Thomas Bachler, Dresden
↪ Ralf Baumgarten, Köln
Christos Dassios, Köln
Frank Doering, Köln
↪ Heike Fischer, Köln
↪ Martin Frech, Tübingen
↪ Claus Dieter Geissler und
Dorothee Freitag, Köln
↪ Kris Heide, Berlin
↪ Tobias D. Kern, Köln
↪ Jürgen H. Krause, Köln
↪ Klaus Küster, Remscheid
↪ Markus Mischkowski, Köln
Hans Peter Schaefer, Köln
Anna C. Wagner, Köln
Tobias D. Kern
24.03.2023 bis 19.05.2023
Der Fotograf Tobias D. Kern hat sich mit dem Tropfblut-Gedichtzyklus von August Stramm (1874–1915), einem Dichter des Expressionismus, beschäftigt und nimmt uns mit seiner Fotoserie »Hartmannswillerkopf – Berg der Erinnerung« mit zu einer im Ersten Weltkrieg heftig umkämpften Bergkuppe in den Südvogesen. Wir sehen Bilder der noch immer vorhandenen Bunker sowie der als Kriegsfolge bis heute deformierten Bäume.
Die Ausstellung ist unser Beitrag zum ↪ Internationale Photoszene Köln Festival 2023 und wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung der MEGALAB Bildkommunikation AG.
Diese Ausstellung war für 2020 geplant als Auftakt unserer Fotografie-und-Dichtung-Reihe, musste damals abgesagt werden und wird nun nachgeholt.
Vernissage:
Fr., 24.03.2023, ab 18:30 Uhr
Mit Live-Performance
weitere Informationen:
Frech, Martin: »Tobias D. Kern: ›Hartmannswillerkopf‹ (2016 – 2018)«. In: Notizen zur Fotografie, 2019-12-06. ↪ Online [2023-03-05]
Anna C. Wagner, Patrick Schwarz, Doris Schilz, Andrea Oster, Tobias D. Kern, Robert Häusser, Jonathan Frech und Martin Frech
21.11.2022 bis 27.01.2023
Kann ein Foto wie ein Gedicht wirken? Und warum fotografiert ein Dichter? Klar ist, dass Fotografie und Dichtung Gemeinsamkeiten haben. Konkreter? Schwierig!
Wir versuchen’s hands-on mit unserer zweiten Gruppenausstellung zum Thema »Fotografie und Dichtung«.
Sechs zeitgenössische Positionen gruppieren sich um zwei Fotografien von Robert Häusser und dessen Projekt »Ins Wort gesetzt«.
Vernissage:
Fr., 18.11.2022, ab 18:30 Uhr
Finissage:
Fr., 27.01.2023, ab 18:30 Uhr
Im Rahmen der Finissage zeigen wir den Kurzfilm UNDERGROUND ODYSSEY von Christos Dassios, Uli Grohs und Robert Nacken: Eine geheimnisvolle Dame beauftragt zwei Ganoven mit einer dringlichen Angelegenheit. Die Zeitvorgabe ist knapp, der Weg zum Wagen in der Tiefgarage lang. Gelegenheit für eine kleine Geschichte.
Deutschland 2010; Kurzspielfilm S/W 6'12 Min.
FBW: »besonders wertvoll«; Deutscher Kurzfilmpreis 2010 in Gold
Andrea Oster (Bild) und Doris Schilz (Text): Rhizom
vier Bild-Text-Arbeiten, Teile eines work in progress
Foto und Text sind wie zwei oberirdische Pflanzen: Sie entstehen einzeln, für sich und sind bestens alleine lebensfähig. Stellt man sie aber nebeneinander, macht sich ein Raum auf, ein Darunter, ein Dazwischen, in dem verschüttete, verloren gegangene oder flüchtige Gedanken treiben.
↪ Andrea Oster und ↪ Doris Schilz
Patrick Schwarz: Domination of Black
Mit seiner Bilderserie »Domination of Black« nähert sich Patrick Schwarz fotografisch dem gleichnamigen Gedicht von Wallace Stevens. Die Arbeiten sind eine Reaktion auf Stevens’ bildreiche Dichtung – zwischen Klarheit und Unerklärlichem, Wirklichkeit und Empfindung.
↪ Patrick Schwarz
Martin Frech: Silberlandschaften
Generative Landschaftsfotografie in der Tradition Caspar David Friedrichs
vier Silbergelatine-Baryt-Prints
↪ Projektseite
Jonathan Frech: Temporal einseitige Anomalien ; Der zukunftsbesessene Lichtraub
Jonathan Frech hat seine Haltung gegenüber der Digitalisierung in einer Kohlezeichnung festgehalten. Da er nur zwei Zeichen verwendet, kann diese nur oberflächlich seine Position beschreiben. Deshalb gibt es begleitend einen Text, der einen für Fotografen düsteren Ausblick gibt: Seine Forderung ist eine vollständige Abschaffung der Bildermacherei, um die Erschaffung einer Singularität der künstlichen Intelligenzen abzuwenden.
↪ Link zum Text
Tobias D. Kern: Hommage an Johannes Theodor Baargeld aka Zentrodada
Angesichts des fragilen Zustands unserer Welt mit den Menschen-gemachten existenzbedrohenden Krisen hat mich Baargelds Dichtung zu der hier präsentierten Foto-Installation inspiriert. Es ist ein Nonsens-Spiel: statt mit Worten spiele ich mit Großmutters Brennschere und den bildnerischen Ausdrucksmitteln der analogen Großformatfotografie.
Die Arbeit besteht aus 26 Stillleben der Brennschere meiner Großmutter auf Fuji FP 100 Sofortbild-Film. Die Fotografien sind rund um ein Faksimile der Prosa-Miniatur 26 doch simpel aus der »schammade« vom April 1920 angeordnet.
↪ Tobias D. Kern
Anna C. Wagner: Dunkelheit
»Das Bild ›Dunkelheit‹ ist im Jahre 2007 spielerisch entstanden. Die Kraft dieses Bildes hat mich jedoch irritiert, ich wusste sie nicht zu fassen. Dann hörte ich das Gebet von Thomas Merton ›Du bist nicht so, wie ich dachte‹ und sah dieses Bild vor meinen Augen …«
Fine Art Print, Hahnemühle Inkjet-Papier Photo Rag
Claus Dieter Geissler, Frank Doering, Tobias D. Kern, Martin Frech und Jonathan Frech
06.08.2021 bis 01.10.2021
=== Der t2l-live-Twitter-Feed === === --:--:-- Uhr === ((Die Installation wurde demontiert.)) Tweet 1444243789611249672: ist Tweet 1444243787325353988: es ist nicht zu nicht sterben Tweet 1444243782724169729: mal die Tweet 1444243785416908806: ich meiner mal Tweet 1444243786129936387: die wird ein letztes funkeln Tweet 1444243779800780801: Tweet 1444243776331997187: ich es wirklich mal zu zu es die ich wird ich in die ein Tweet 1444243777372164096: ich meinen auch Tweet 1444243776130719747: der sich den und zu Tweet 1444243773215625217: ich das mal wirklich es Tweet 1444243770300567561: in meiner ein Tweet 1444243766475464704: der nach lauter nicht zu Tweet 1444243764244008963: es in Tweet 1444243763346427905: und am ich Tweet 1444243763975671810: ich auf alle meine nur Tweet 1444243765699436544: nicht Tweet 1444243763703033857: in der die die in die das in der die Tweet 1444243760141979653: und in Tweet 1444243759445708800: ich mal meinen die der ist die Tweet 1444243753322131461: den wirklich so die sie so den mich nicht Tweet 1444243754798419977: die sich nach und sie ist und Tweet 1444243749652123648: nicht das der wird die und meine zukunft Tweet 1444243750126071816: ein ich sie das traurig Tweet 1444243746921586691: wirklich alle Tweet 1444243747047366662: sie die zu das Tweet 1444243742769258506: in meiner Tweet 1444243745269067779: so sich so sterben alle Tweet 1444243743868129286: das sich in zukunft sie Tweet 1444243744816078849: alle an meinen Tweet 1444243743926853634: ist wirklich so das nicht ist ich es ich der Tweet 1444243738990104577: in und das so sich nur die an sich es zu der Tweet 1444243737908027393: die auf der und finden die auch die es an Tweet 1444243732967174146: Tweet 1444243729733259264: die auch Tweet 1444243730693828609: der der Tweet 1444243729422983168: ich ist es nur Tweet 1444243728043061253: sie finden das jeder er sie sie nicht Tweet 1444243728777023491: zu am Tweet 1444243729011859460: ein das nach der Tweet 1444243707167924229: mir es zu Tweet 1444243709630074882: so ein Tweet 1444243710502445057: sich die meiner auf Tweet 1444243705477672964: die sich die nur zu und Tweet 1444243677900050435: ich auch ich den letztes ich mich die ein Tweet 1444243675794624522: meiner den ich so Tweet 1444243675937222661: den der zu und das ist wirklich das den zu Tweet 1444243673831575555: in meinen ich auch mal so und so Tweet 1444243677228978180: traurig und der Tweet 1444243669708587009: ist der und Tweet 1444243663849205763: der der ist nicht er ist und Tweet 1444243661630451718: alle ist das Tweet 1444243659210297350: es ist wird mir ich Tweet 1444243662100221955: wird sich finden die alle Tweet 1444243658304376832: die die ist ein der job Tweet 1444243656865681410: Tweet 1444243654072274944: nicht die Tweet 1444243649102061570: den den und heute in den alle und er das Tweet 1444243651765407745: heute meinen nur Tweet 1444243649546575874: meine ich ein ein in meinen zu und auch der ein Tweet 1444243640826597376: sie so ist das Tweet 1444243637345341441: sie die und öffnet sich die zu ins Tweet 1444243638603685894: das ist das ich meiner auch ich Tweet 1444243636942684160: sie nicht Tweet 1444243637735411715: ich heute so das das in zukunft nicht auf
(Ein Klick auf die Tweet-ID öffnet den Tweet im Ganzen. Nur Wörter aus dem Gedicht werden hier angezeigt.)
In unseren Ausstellungen in diesem und im nächsten Jahr beschäftigen wir uns mit Bezügen zwischen Literatur und bildender Kunst. Es ist offensichtlich, dass es prinzipielle Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ausdrucksformen gibt – etwa hinsichtlich der Offenheit in der Rezeption. Wir konkretisieren dieses weite Feld, indem wir uns auf die Dichtung und die Fotografie konzentrieren und Fragen bearbeiten wie: Kann ein Foto wie ein Gedicht wirken – wie sich das etwa Robert Frank für seine Bilder gewünscht hat? Berenice Abbott dagegen würde das wohl ablehnen. Warum fotografiert ein Dichter? Wie kann man Lyrik und Fotografie zusammenbringen? Und welcher ästhetische Mehrwert kann daraus erwachsen?
Es gibt vielfältige Beispiele aus der künstlerischen Praxis für das Miteinander von Text und Bild auf Augenhöhe. Etwa die Zusammenarbeit des Dichters und Journalisten James Agee mit Walker Evans oder die des Schriftstellers John Berger mit Jean Mohr. Jack Kerouac hat dem Fotografen Robert Frank »einen Platz unter den tragischen Dichtern der Welt« zugesprochen. Winfried Georg Sebald und Wisława Szymborska sind Schriftsteller, die sich in ihren Texten explizit mit Fotografie auseinandersetzen; Erich Kästner hat über ein fotografiertes Portrait eines Konfirmanden gedichtet und Philip Larkin wurde durch das Fotoalbum einer jungen Frau zum Dichten inspiriert. Heinz Cibulka hatte eine Phase, in der er seine Fotos zu Bildgedichten anordnete und Rolf Dieter Brinkmanns Fotografien sind parallel zu seinen Gedichten entstanden – oder umgekehrt.
Als Auftakt wollten wir ab Mai 2020 als Beitrag zur Photoszene Köln die Fotoserie »Hartmannswillerkopf – Berg der Erinnerung« von Tobias D. Kern zeigen. Der Fotograf hat seine Bilder der Bunker und die Porträts deformierter Bäume durch Gedichte aus dem Tropfblut-Zyklus »Gedichte aus dem Krieg« des expressionistischen Dichters August Stramm (1874 – 1915) ergänzt. Aus bekannten Gründen haben wir die Ausstellung abgesagt.
Martin Frech, Februar/März 2021
Wir nehmen erneut Anlauf und zeigen als Beitrag zum Festival Photoszene United 2021 die Auftaktausstellung unserer Reihe zur Verwandtschaft zwischen Literatur und Fotografie mit Arbeiten von Claus Dieter Geissler, Frank Doering, Tobias D. Kern, Jonathan Frech und mir:
Vernissage:
Fr., 06.08.2021, Soft Opening von 18:00 bis 23:00 Uhr
Finissage:
Fr., 01.10.2021, ab 19:30 Uhr
Claus Dieter Geissler: Victor Hugo – Der Rhein
Claus Dieter Geisslers Bilderzyklus ist keine Reise; an den Rhein schon gar nicht. Es handelt sich auch nicht um ein Nachvollziehen von Hugos Reisebericht, dieses Tagebuchs eines Romantikers über einen romantischen Ort. Mit diesem Text führt Claus Dieter Geissler ein Gespräch – in seiner Sprache. Er entgegnet, stimmt zu, denkt weiter und träumt.
Platin-Palladium-Prints
↪ Claus Dieter Geissler
Frank Doering und Tobias D. Kern: Norge – Ein literarisches Tonbild
Mythen aktualisiert: Frank Doering und Tobias D. Kern zeigen in ihrem literarischen Tonbild einen Rentierauftrieb und interpretieren einen Joik, einen ins Deutsche übertragenen gesprochenen nordischen Gesang der Samen, der Ureinwohner Lapplands.
Aus Farbdias des Rentierauftriebes, der zentralen Sequenz der Dia-Multivisionsschau, schuf Tobias D. Kern Platin-getonte Kallitypien.
Open-Air-Video-Projektion der ursprünglich analogen Dia-Multivisionsschau bei Vernissage und Finissage; sowie
Monitor-Präsentation in der Ausstellung
Platin-getonte Kallitypien
↪ Tobias D. Kern
Martin Frech: Schwarzbuch 2020
Ausgeliefert sein: dem Virus wie den gesellschaftlichen Mechanismen – es wurde eng und mal wieder Zeit für lebensverändernde Maßnahmen. Seit Sommer 2020 habe ich das Bedürfnis, meine Situation zu visualisieren. Dokumentarische Bilder sind mir dafür zu einfach: Für das Schwarzbuch dichte ich in Bildpaaren, verfasse fotografische Lyrik. Es entstehen Bilder, die man wie Gedichte konsumieren kann. Die Motive finde ich in meinem direkten Umfeld, trachte bei der Gestaltung und der Präsentation jedoch nach Universalität.
Digiprints, auf die Wand gekleistert neben interaktiver Installation (Sonett, t2l, LED-Bänder)
↪ Projektseite
Jonathan Frech: Funkelnde 𝔽₂-Fragmente
Dichtung ist eine Permutation unserer täglich genutzten Wörter (vgl. das Theorem der endlos tippenden Affen). Neben den Schwarzbuch-Fotos hängt eine interaktive Installation mit einem thematisch passenden Sonett – jede Zeile ›unterstrichen‹ mit einem LED-Band. Die t2l-Software belauscht den laufenden Twitter-Feed, filtert diesen und steuert die LEDs. Passende Wörter lassen die Lichter unter den entsprechenden Gedichtstellen leuchten: Twitter → {320 rgb-LEDs} ≅ (𝔽₂)⁷⁶⁸⁰ (der Raum aller 960-Byte-Vektoren).
Technische Details: ↪ NzF: t2l
Hans Peter Kremers, Chouwag [Niko Choudetsanakis], Ulla Franke, Martin Frech, Claus Dieter Geissler, Norbert Goertz, Tobias D. Kern, Klaus Küster, Marina Schwarzmeier, Kai Maria Steinkühler, Anna C. Wagner, Eusebius Wirdeier und Sandra Zarth
28.10.2019 bis 08.11.2019
Vernissage:
Fr., 22.03.2019, ab 19:30 Uhr
Hans Peter Kremers, ein Musiker aus Viersen, schuf mit seinem Synthesizer sieben Tapes als Hommage an Köln und hat die Themen in kurzen Sentenzen beschrieben.
Die schaelpic photokunstbar hat Künstler eingeladen, sich von den Musik-Tapes und den Texten von Hans Peter Kremers künstlerisch inspirieren zu lassen, denn im Sinne von Hans Peter Kremers sind seine Musik sowie seine Titelbeschreibungen »nur Rohware – Fertigstellung entsteht durch visuelle Darstellung, Hören und Sehen der Interessierten.«
Im Rahmen der Vernissage werden die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler zur Musik projiziert. Präsentiert werden Fototgrafien, Filme, Comics und Collagen von Chouwag [Niko Choudetsanakis], Ulla Franke, Martin Frech, Claus Dieter Geissler, Norbert Goertz, Tobias D. Kern, Klaus Küster, Marina Schwarzmeier, Kai Maria Steinkühler, Anna C. Wagner, Eusebius Wirdeier und Sandra Zarth.
12.07.2019, ab 19:30 Uhr
Experimentalfilmabend im Rahmen der Finissage unserer Ausstellung »Momente in der Raumzeit«
»Léopold Survage war, soweit bekannt, der erste, der Entwürfe für abstrakte Filme herstellte. Das Projekt RYTHMES COLORÉS POUR LE CINÉMA (1912 – 1914) sollte eine Verbindung von Malerei und Bewegung sein, betonte also, wie viele französische Avantgardefilmer und -filme überhaupt, das Element der Kinetik. Die Spielerei und das Experimentieren mit der Bewegung war vielen französischen Filmen der Zeit zueigen. In den 20er-Jahren prägte Henri Chomette den Begriff des Cinéma pur [...].« (Hans-Dieter Delkus in: Avantgarde, Experiment & Underground: Absoluter Film. Cinéma Pur)
Chomette: »Filmrhythmus ist eine Potenz, die jenseits von Tatsachenlogik und Realität Visionen erzeugt, wie sie nur im Verein von Linse und Filmband zustande kommen. Was echter und auch 'reiner', von allen dramatischen und dokumentarischen Elementen befreiter Film sein kann, lassen einige Werke unserer subtilsten Regisseure ahnen. Dort erst beginnt die filmische Fabulierfreude, und hieraus kann sich einmal eine 'sinfonische Optik' entwickeln.« (Hans Scheugl/Ernst Schmidt jr., Eine Subgeschichte des Films)
»Mit seinen beiden experimentellen Filmen CINQ MINUTES DE CINÉMA PUR (1925) und JEUX DES REFLETS ET DE LA VITESSE (1923/25) versuchte Chomette, dem gerecht zu werden – eine sinfonische Optik zu entwickeln. In seiner Rasanz ist JEUX DES REFLETS ET DE LA VITESSE immer wieder verblüffend, in seiner Art immer noch unerreicht.« (Delkus)
Der Schriftsteller und Avantgardefilmer Peter Weiss begeistert sich in Avantgarde Film: »[...] – die Lampen und Lichtreklamen explodieren wie ein Feuerwerk, die Fahrt mit dem Seinedampfer und mit der Untergrundbahn geht in übernatürlichem Tempo vor sich – im Bruchteil einer Sekunde klappt der Schornstein des Dampfers unter der Brücke zurück, die Kathedrale von Notre Dame, der Eiffelturm, die ganze Stadt huscht in einem einzigen Augenblick an uns vorüber, schwindelnd durchsausen wir die Schienenkurven in den Bahnstationen.« (Peter Weiss, Avantgarde Film)
»In CINQ MINUTES DE CINÉMA PUR [...] entsteht durch Überblendungen eine Folge sich drehender, glitzernder Glas- und Kristallformen, die abwechselt mit Negativaufnahmen von Bäumen und Wasserspiegelungen.« (Scheugl/Schmidt jr.)
Raum und Zeit lösen sich geradezu auf in diesen frühen Filmen des Cinéma pur. So kann eine Bahnfahrt auch unversehens auf dem Wasser enden, wo ein Schiffsdampfer im Zeitraffer auf der Seine hin- und herkurvt und die rasante Fahrt aufnimmt und weiterführt. Die Realität wird abstrakt behandelt, Abstraktion wird Realität. Es geht nur mehr ums Sehen, Schauen, Staunen – um Musik für die Augen.
ENTR’ACTE von René Clair, dem Bruder von Henri Chomette, ist wohl neben Luis Buñuels UN CHIEN ANDALOU (F 1928) einer der berühmtesten avantgardistischen Filme jener Zeit. Er wurde des Öfteren dem Cinéma pur und auch dem Surrealismus zugeordnet, doch in erster Linie »ist der Film vom Dadaismus geprägt [...].« (Scheugl/Schmidt jr.)
Der Film war als (beiläufiger) Zwischenakt eines dadaistischen Balletts von Francis Picabia gedacht, doch das Publikum war von ENTR’ACTE derart fasziniert, dass es wie gebannt auf die Leinwand starrte, so dass Picabia, wütend, dass der Film (im Gegensatz zu seinem Ballett?) so viel Aufmerksamkeit erregte, ins Publikum rief: »Redet doch, redet, redet!« Und auch heute noch fasziniert der Film mit seiner Rasanz, dem ebenso verspielten wie einfallsreichen Einsatz filmischer Mittel, Zeitlupe und Zeitraffer etwa, und und und ...
Zudem geben sich in ENTR’ACTE zahlreiche Künstler jener Zeit ein illustres Stelldichein, darunter Francis Picabia, Man Ray, Marcel Duchamp, Antonin Artaud, Erik Satie, Georges Auric und viele andere mehr.
Die Filme werden analog vorgeführt.
Martin Claßen, Frank Doering, Martin Frech und Tobias D. Kern
12.05.2019 bis 12.07.2019
unser Beitrag zum »Festival Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2019
Vernissage:
Do., 09.05.2019, ab 19:00 Uhr
Einführung: Martin Frech (NzF)Unsere Ausstellung thematisiert die Bedeutung von Zeit, Ort und Bildunterschrift im Kontext des Zeigens von Fotografie: Martin Claßen hat historische Orte und Relikte des Nationalsozialismus dokumentiert. Frank Doering ließ sich während einer spirituellen Auszeit in Irland von der Kraft der Natur inspirieren. Martin Frech zeigt mit »My first cigarette« einen Erinnerungsort sowie Ansichten aus Prora. Tobias D. Kerns Serie »Nine Eleven« entstand in Italien am Tag nach den Terroranschlägen.
Es gibt Orte, Plätze, Räume, die für mich besonders sind. Dieses Gefühl stellt sich meist spontan ein und bestätigt sich nach wiederholtem Aufsuchen des Ortes. Gelegentlich ist es eine Recherche, die für mich den projektionsauslösenden Moment generiert.
Häufig fotografiere ich meine besonderen Orte und mache die Erfahrung, dass sich das »Besondere« als außerfotografische Wirklichkeit der Abbildung entzieht. Interessanterweise können diese Bilder dennoch »funktionieren«, meist jedoch anders als von mir gedacht.
Auch die Kollegen Tobias D. Kern, Frank Doering und Martin Claßen haben Bilder fotografiert, die als solche gültig sind. Kennt man jedoch den Kontext ihrer Entstehung, erweitert sich das »Sichtfeld« deutlich.
Tobias D. Kerns Trigger für seine Serie »Nine Eleven« war das als historisch wahrgenommene Ereignis fern seines italienischen Urlaubsorts Camogli. Die Aufnahmen im Stil der Street-photography entstanden an der dortigen Küstenpromenade am Tag nach den Terroranschlägen.
Website Tobias D. Kern: ↪ Tobias D. Kern: Nine Eleven
Frank Doering war fasziniert von Wettererscheinungen über dem Meer während einer spirituellen Ruhepause in Irland.
Martin Claßen hat über die Jahre Details historischer Orte des NS dokumentiert: einen Betonklotz für Waffentests der damaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe bei Rechlin, eine Wand im von KZ-Häftlingen errichteten Weinkeller im Schloss Wewelsburg (damals SS-Versammlungsstätte) und Panzersperren in der Eifel bei Hollerath.
Website Martin Claßen: ↪ Martin Claßen
Ich zeige ein Tableau mit Ansichten einer verfallenden Kaimauer an der Prorer Wiek (Ostsee) sowie Bilder vom Ufer des Teltowkanals (Berlin) – beides Nicht-Orte (Marc Augé), die mich schon seit den 1990er-Jahren beschäftigen.
In Prora wurde ab 1936 das »KdF-Seebad Rügen« gebaut, entworfen vom Kölner Architekten Clemens Klotz. Die Hauptgebäude wurden in den letzten Jahren von privaten Investoren luxussaniert, die Ruine der Kaimauer blieb bislang verschont.
Die farbigen Aufnahmen aus Prora dokumentieren realgeographische Koordinaten; die schwarzweißen Bilder vom Teltowkanal hingegen zeigen unter dem Titel »My first cigarette« einen projizierten Erinnerungsort, der sich nicht zwangsläufig dort befinden muss.
Website Martin Frech: ↪ Martin Frech: Verfallende Kaimauer an der Prorer Wiek (Ostsee)
(Martin Frech, 4/2019)
Claus Dieter Geissler und Elke Braun
25.03.2019 bis 21.04.2019
Vernissage:
Fr., 22.03.2019, ab 19:30 Uhr
Einführung: Martin Frech (NzF)Es sind drastische, brutale Zeugnisse ungebremster individueller Mobilität, die wir in unserer ersten Ausstellung des Jahres präsentieren: Die Fotokünstler Elke Braun und Claus Dieter Geissler zeigen uns die Kehrseite unserer motorisierten Freiheit, abseits aller Werbefilm-Idylle.
Während Claus Dieter Geisslers Lith-Prints aus seiner Serie »Who killed Bambi?« monochrom und fast entrückt wirken, bevorzugt Elke Braun in ihrer Arbeit »kollateral« mit ihren realitätsnahen Farbaufnahmen einen sehr direkten Blick auf diese allesamt durch den Verkehr getöteten Lebewesen. Wir präsentieren die beiden unterschiedlichen Serien in einer Gegenüberstellung.
Elke Braun studierte nach einer Ausbildung zur Fotografin Photoingenieurwesen an der Technischen Hochschule Köln und arbeitet heute als Kamerafrau beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. In ihren freien künstlerischen Projekten widmet sie sich intensiv eigenen Kurzfilm-Projekten im szenischen und dokumentarischen Bereich.
Claus Dieter Geissler ist seit über vierzig Jahren Fotograf und hat eine eigenständige Bildsprache in der Beschäftigung mit dem Stillleben gefunden. Dabei liegt sein Ausgangspunkt immer im kompositorischen Gestaltungspotential der Malerei, zu dessen Umsetzung er nur großformatige Kameras einsetzt. Seine Arbeiten entstehen ausschließlich im eigenen Fotolabor – bevorzugt als Platin-Palladium-Prints.
↪ Martin Frech: Elke Braun und Claus Dieter Geissler: »Road Kills« (zur Einführung in die Ausstellung)
Frank Doering, Tobias D. Kern und Anna C. Wagner
17.09.2018 bis 13.10.2018
in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Bildarchiv (RBA);
unser Beitrag zum »Festival Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2018
Vernissage:
Fr., 14.09.2018, ab 19:30 Uhr
Eine Ausstellung der schaelpic photokunstbar in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Bildarchiv (RBA) mit Gegenüberstellung aktueller künstlerischer fotografischer Positionen und historischen Fotografien von den Industriearealen rund um die Schanzenstraße.
Mit dem ↪ Gastbeitrag »Stahlskulptur Saurier« von Martin Frech.
Die Fotografen und Initiatoren der schaelpic photokunstbar Frank Doering, Tobias D. Kern und die Fotokünstlerin Anna C. Wagner setzen in ihren Arbeiten den Wandlungsprozess des über 100 Jahre alten Industrieareals rund um die Schanzenstraße vom Produktionsstandort für Kabel- und Stahlerzeugnisse zum Dienstleistungs- und Produktionsstandort des 21. Jahrhunderts künstlerisch um.
Anna C. Wagner schafft mit einer selbstgebauten Lochkamera im Negativformat 50 × 60 cm experimentelle Architekturfotografien, Frank Doering realisiert künstlerisch-verfremdete Drohnenflug-Sequenzen und Tobias D. Kern zeigt Architekturfragmente als Dia-Unikate im klassischen analogen Aufnahmeformat 8 × 10 inch. Die historischen Aufnahmen aus dem RBA werden als Silbergelatine-Prints präsentiert (Abzüge direkt vom Glas- bzw. Filmnegativ).
Das Rheinische Bildarchiv ist seit 1926 für die fotografische Dokumentation von Kunst und Architektur in Köln und dem Rheinland zuständig. Mit einem Bestand von rund fünf Millionen fotografischen Originalaufnahmen ist es eines der größten Bildarchive zur Kunst, Kultur und Architektur in Deutschland. Ein Teil seines Archivbestandes steht öffentlich unter www.kulturelles-erbe-koeln.de zur Verfügung. Getreu dem Motto des diesjährigen Themenjahrs zum Europäischen Kulturerbe »Sharing heritage« unterstützt es im Rahmen des Photoszene-Festivals die künstlerische Reflektion über das bauliche Kulturerbe der Schanzenstraße.
Kris Heide
23.07.2018 bis 31.08.2018
Vernissage:
Fr., 20.07.2018, ab 19:30 Uhr
mit Künstlergespräch und BuchpräsentationDie Künstlerin Kris Heide nimmt uns mit in das kleine Land Malawi im Südosten Afrikas und macht mit ihrer Bildserie aufmerksam auf Menschen und Mauern. Neben einfühlsamen Porträts verweisen vor allem die Mauern in ihrer Vielfalt auf die Präsenz sozialer Unterschiede, deren Ursprung im Kolonialismus liegt. Es ist ein sensibler Blick auf die Zustände eines Landes und die Menschen, die dort leben.
Kris Heide promovierte im Fach Kunstgeschichte an der Rheinischen Friedrich Wilhelm Universität Bonn. Sie studierte bei Arno Reins, Frido Hohberger, sowie Mark Krause Malen und Zeichnen. In Malawi arbeitete sie 2014 und 2015 als Kunsthistorikerin und Künstlerin. Einzel- und Gruppenausstellungen seit 2011 u. a. in Köln, Berlin, Amsterdam, Hamburg, Bremen und Malawi.
Zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch im Wasmuth Verlag, Berlin · Tübingen. Die Publikation wird im Rahmen der Vernissage vorgestellt.
15.06.2018, ab 19:30 Uhr
Experimentalfilmabend im Rahmen der Finissage der Ausstellung »Fotoscultura/
»Der abstrakte Film entspricht dem wirklichen Wesen des Films am ehesten.«
(Oskar Fischinger)
Anfang der 20er Jahre arbeiteten bildende Künstler wie Hans Richter oder Viking Eggeling an ihren ersten rein abstrakten Filmen. DIAGONAL-SYMPHONIE von Viking Eggeling aus dem Jahre 1924 ist für viele immer noch einer der komplexesten und schönsten der frühen abstrakten Filme. Hans Richter schreibt: »Eggeling orchestrierte und entwickelte Formen, während ich auf Form überhaupt verzichtete und lediglich versuchte, Zeit in verschiedenen Rhythmen zu artikulieren.«
Richters erster fertiger Film war RHYTHMUS 21 (1921/23), ein streng komponiertes konstruktivistisches Werk. Weiße Quadrate und Rechtecke bewegen sich rhythmisch vor schwarzem Untergrund (und später umgekehrt), was auch einen verblüffenden räumlichen Effekt bewirkt. RHYTHMUS 21 war auch der erste Film, »in dem das Negativmaterial als Positiv verwendet wurde.« (Scheugl/Schmidt jr., Eine Subgeschichte des Films) Es folgte RHYTHMUS 23 von 1923/25, ein faszinierendes »Spiel von Linien und Flächen«.
Mit Negativmaterial arbeitete auch der Maler und Fotograf Man Ray. Sein erster vollendeter Film, LE RETOUR À LA RAISON (1923), entstand in nur einer Nacht. Ray streute Salz, Pfefferkörner, Reißnägel u. a. auf unbelichtetes Filmmaterial. Die Objekte erschienen bei der Projektion dann weiß auf schwarzem Grund, wenn man so will: gefilmte Fotogramme.
Auch ein Künstler wie Len Lye stellte in den 30er-Jahren in England Filme ohne Kamera her, die sogenannten handmade films, indem er direkt auf die Filmschicht zeichnete oder aber Formen aus der Emulsionsschicht herauskratzte. A COLOUR BOX (1935) und RAINBOW DANCE (1936) zählen zu seinen bekanntesten frühen Werken, die nicht nur ungemein einflussreich waren, sondern auch geradezu unverschämt unterhaltsam.
»Indem sie [die Avantgardefilmer] den Film von der Tyrannei der Story befreien, unterwerfen sie ihn der traditionellen Kunst. In der Tat, sie ziehen die Kunst ins Kino hinein [...].« (Siegfried Kracauer)
Und sie machen mit ihren ebenso konzentrierten wie verspielten, poetischen wie lebendigen Experimenten Lust darauf, selbst einmal etwas auszuprobieren. Und so wird es an diesem Abend vielleicht sogar eine kleine Filmpremiere geben. Man darf gespannt sein ...
Alle Filme werden mit analogen Kinofilm-Projektoren präsentiert. Vor und nach der Filmvorführung laden wir Sie ein, im Rahmen der Finissage Klaus Küsters experimentelle Fotoarbeiten anzusehen.
Klaus Küster
19.03.2018 bis 15.06.2018
Vernissage:
Fr., 16.03.2018, ab 19:30 Uhr
Einführung: Martin Frech (NzF), anschließend KünstlergesprächKlaus Küster ist ein Spieler. In seinen fotografischen Werken spielt er virtuos mit der Wahrnehmung von Räumlichkeit, Tiefenwirkung und Oberflächen. Dabei überraschen uns seine Bilder, Foto-Objektarbeiten, seine Installationen aus Fotogrammen und Küstereogramme bisweilen mit Witz und Ironie und führen uns ganz leicht und spielerisch an die Grenzen unserer visuellen Wahrnehmung.
Die schaelpic photokunstbar zeigt eine Auswahl der Werkreihen und Zyklen »Lichtungen«, »Fotoscultura«, »Credo« und »Drittes Licht« des Remscheider Künstlers.
↪ Martin Frech (NzF): Klaus Küster / schaelpic / zur Einführung (zur Einführung in die Ausstellung)
Anna C. Wagner, Tobias D. Kern, Frank Doering und Martin Frech
31.07.2017 bis 29.09.2017
Vernissage:
Fr., 28.07.2017, ab 19:30 Uhr
»Rendez Vous« heißt Anna C. Wagners Leidenschaft für dreidimensionale Riefelbilder, die Photographien verbinden und Geschichten erzählen.
Wie in einem Luxushotel Sozialismus auf Kapitalismus traf und wie es mit ihm bergab ging, zeigt Tobias D. Kern in seiner Serie »The Haludovo Palace Hotel«.
Website Tobias D. Kern: ↪ Tobias D. Kern: Haludovo Palace Hotel
Was selbst die chinesischen Machthaber nicht verhindern können, hat Frank Doering in Kailash Kora photographiert. Seit hunderten von Jahren pilgern Tibeter unter größten Strapazen rund um den Mount Kailash.
Wie »Globalisierung konkret« aussieht präsentiert Martin Frech in einer Arbeit über seinen Sohn auf dem Weg zum Hauptzollamt. Das Ziel ist nicht Erleuchtung, sondern der Magnetic Cube.
Projektseite: ↪ Martin Frech: Globalisierung konkret
Finissage:
Fr., 06.10.2017, ab 19:30 Uhr
mit Riefelfilm-ProjektionIm Rahmen der Finissage werden bewegte Bilder in Form eines dreidimensionalen Riefelfilms präsentiert.
Immer mal wieder gab es in der Filmgeschichte Experimente, die Leinwand zu teilen, zu zerlegen. Eine »geriefelte« Leinwand jedoch ist etwas Neues. Mit zwei Projektoren werden zwei Filme zeitgleich auf die Leinwand geworfen, die zusammen einen dritten Film ergeben.
Die Kölner Fotokünstlerin Anna C. Wagner präsentiert ihren »Riefelfilm I« und projiziert auf eine von ihr gebaute Riefelleinwand. Der Film kam 2003 in Köln zur Uraufführung. Wir zeigen »Riefelfilm I« in der Originalfassung mit zwei Super-8-Projektoren zur Finissage der Ausstellung »VON WEGEN«.
Markus Bollen
24.03.2017 bis 12.05.2017
abschließende Schau im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Vernissage:
Fr., 24.03.2017, ab 19:30 Uhr
Einführung: Martin Frech (NzF)Künstlergespräch:
Fr., 05.05.2017, um 19.30 Uhr
Markus Bollen im Gespräch mit Eva Degenhardt von philosophiekunst e. V. Köln
Was siehst du?
Wenn ein Kind in den Himmel sieht, ist da nicht nur Blau und weiße Wolken. Da sind Schlösser und Drachen, Gesichter und Feen.
Bei den Bildern von Markus Bollen ist es ähnlich: Aus einem grünen See in England werden Flüsse, die uns davon tragen, man sieht eine Wiesenlandschaft, die auf surreale Weise mit dem Wasser verschmilzt, und die Reflektion der Wolken zeichnet ein Gesicht. Momente, die ein Kinderauge sieht und an uns unbemerkt vorbei ziehen – oder wir an ihnen; auf dem Weg zum Supermarkt, die Mittagspause ist gleich zu Ende, ich muss doch noch zum Friseur.
Markus Bollens Fotografien sind ein Suchen und Finden von Harmonie in den vielfältigen Strukturen der Natur. Seit Jahren verwendet er für seine künstlerischen Arbeit Großformatkameras mit hoher Auflösung. Damit kann der Fotograf selbst kleinste Details sichtbar zu machen. Die Aufnahme einer kleinen Fläche wirkt dann durch Vergrößerung wie eine Landschaft aus großer Höhe fotografiert – das Steinchen wird zum Felsen.
»Woher weiß ich, wie die Welt beschaffen ist? Durch Beobachten.« – Lao Tses Weisheiten aus dem Tao Te Ching haben Markus Bollen, sein Leben und seine Arbeit bereits in frühen Jahren geprägt. Seine intensive Beschäftigung mit der Meditationstechnik Zazen, ein zweijähriger Aufenthalt in China, bei dem er die Kampfsportart Aikido erlernte, führten ihn zur bis heute andauernden spirituellen Auseinandersetzung mit dem Buddhismus.
Fast immer haben Markus Bollen Landschaftsfotografien und Naturstudien eine nahezu kontemplative Wirkung; sie ermöglichen uns ein Erkennen der Ruhe und Ausgeglichenheit in der Natur – einer Ruhe, die Kraft ausstrahlt und die er den Betrachter spüren lassen will.
Die Arbeit »Blackbrook« entstand während eines Aufenthalts in einem Trappisten-Kloster in England. Es sind Beobachtungen der Oberfläche eines Sees in der Nähe des Klosters. Bei der Fotografie der Spiegelungen und der langsam von der Strömung sich fortbewegenden Teile auf der Oberfläche kam eine neue Qualität des Loslassens hinzu. Dieses Loslassen war auch technisch in Markus Bollens Arbeitsweise begründet. Während er die Mattscheibe seiner Kamera gegen die Filmkassette austauschte, bewegte sich der See durch die Strömung unaufhörlich weiter und das Bild war ein anderes als das millimetergenau eingestellte noch Sekunden zuvor. »Blackbrook« lässt auch uns loslassen, lässt uns innehalten für den Moment und zieht uns mit in seine Welt. Markus Bollen hat in einen See photographiert und zeigt uns Galaxien. Eine Welt, die sonst nur Kinderaugen sehen können.
↪ Martin Frech: Markus Bollen: »Blackbrook« (zur Ausstellung 2017 in der schaelpic photokunstbar) (zur Einführung in die Ausstellung)
Mike Crawford
07.11.2016 bis 03.02.2017
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Vernissage:
Fr., 04.11.2016, ab 19:30 Uhr
Einführungstext: Martin Frech, NzF»Obsolete and Discontinued« erkundet die Vielfalt der analogen Fotografie durch eine Sammlung ausrangierten und überlagerten fotografischen Materials. Im März 2015 bekam der in London arbeitende Fotograf und Fachlabor-Betreiber Mike Crawford von einem Kunden zahlreiche Schachteln abgelaufenes Fotopapier aus der Dunkelkammer dessen verstorbenen Onkels Bret Sampson, eines früheren Kunstlehrers. Das Material ist 20 bis 30 Jahre alt, manches noch älter – das meiste wird schon lange nicht mehr hergestellt, unter anderem Agfa Brovira und Kodak Bromesko; Generationen von Fotografen kennen das noch.
Fotopapier verliert nach einigen Jahren seine zugesagte Qualität. Obwohl das geschenkte Papier deutlich überlagert ist, war Crawford von seinen ersten Tests angenehm überrascht, seine Ergebnisse waren ermutigend. Papiere, die konventionell verarbeitet schlechte Ergebnisse lieferten, funktionierten erstaunlich gut mit alternativen Prozessen.
Crawford überlegte sich, was andere wohl mit dem Material machen würden. Er fragte Fotografen und Künstler, ob sie die Herausforderung annehmen würden, damit neue und interessante Arbeiten zu realisieren.
Ohne inhaltliche Vorgaben verteilte er das Papier an über 50 Künstler in ganz Europa. Es war jeder und jedem freigestellt, was sie oder er damit machen würden.
In den nächsten Monaten bekam Crawford Abzüge zurück, die mit einer Vielzahl an Verfahren erarbeitet wurden: klassisch ausgearbeitete Prints und Lith-Prints, getont oder nicht, Abzüge von Nassplatten- und Papier-Negativen, Collagen, Fotogramme, Arbeiten mit manipulierten Emulsionen (Mordançage) und diverse mit hybriden analog/
»Obsolete and Discontinued« wurde erstmals im Mai 2016 beim spanischen Fotofestival Revela-T in Vilassar de Dalt vorgestellt; der Zuspruch war sehr positiv. Das Projekt feiert die einzigartigen Eigenschaften und das Potential der analogen Fotografie, obgleich mit überlagertem und seit langem nicht mehr hergestellten Material gearbeitet wird.
Übersetzung: Martin Frech, NzF
Denise Winter
18.11.2016, ab 19:30 Uhr
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Die Künstlerin Denise Winter (2009 Diplom an der Hochschule der bildenden Künste Dresden, Meisterschülerin bei Monika Brandmeier, Gaststudentin bei Richard Deacon an der Kunstakademie Düsseldorf) stellt Ihnen an diesem Abend ihr wohl bisher spannendstes Lochkamera-Experiment »Landshape« vor, das sie im Oktober 2011 auf einem Forschungsschiff in Spitzbergen durchführte.
Die Künstlerin baute einen kleinen Aussichtsraum über der Kommandobrücke des Schiffes zu einer Camera Obscura um. Die »wie von selbst« auf sehr großen Fotopapieren aufgenommenen »Bilder« erforderten einen hohen körperlichen Einsatz von Seiten der Künstlerin und waren genauen zeitlichen Regeln unterworfen.
Denise Winter erzählt Ihnen an diesem Abend die Entstehungsgeschichte von »Landshape«, ihre langwierigen Vorüberlegungen und Experimente, ihre Improvisationen, ihr Scheitern und ihre kleinen und großen Erfolge.
Dies sind keine marginalen Details des Projektes, sondern sie bilden den Resonanzraum, in dem die Künstlerin lebt und arbeitet. Mit den an diesem Abend ausgestellten Unikaten zeigt sie uns nicht ihre Sicht auf die Welt, sondern sie lässt die Welt sich selbst abbilden, indem das Licht den Raum ertastet und eine Spur auf dem Fotopapier hinterlässt: Zeit wird durch Bewegung sichtbar.
In der Philosophie ist die »Scheinhaftigkeit« der Welt oder wie die Philosophin Hannah Arendt sagt: »In dieser Welt ... ist Sein und Erscheinen dasselbe« (Vom Leben des Geistes, Band 1, Das Denken, S. 29) ein immer wieder diskutiertes Thema. Schließlich geht es darum, ob die Wahrheit »erscheint« und damit dem trügerischen »Schein« unterworfen ist.
Das Künstlergespräch ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Verein philosophiekunst e. V. in Köln in der schaelpic photokunstbar und wird von Eva Degenhardt (Studium der Philosophie in Köln) moderiert.
Michael Marten
16.09.2016 bis 28.10.2016
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«;
unser Beitrag zum »Festival Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2016
Vernissage:
Do., 15.09.2016, ab 19:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFMichael Marten zeigt in seiner Serie »Sea Change«, wie die Gezeiten das Aussehen der Küste Großbritanniens täglich verändern. Wir sehen Strände und Gezeitentümpel, Schlick und natürliche Häfen nur vorübergehend – bei Ebbe; wenn das Meer zurückkommt, ist alles wieder verschwunden.
Marten begann 2003 mit diesem Fotoprojekt. Als er die Küste bei Berwickshire erkundete, fotografierte er einen kleinen Hafen. Er war fasziniert von einer Reihe zahnartiger Felsen, in der Gegend bekannt als »Ufer-Ziegen«, die bei Flut verschwanden. Bei der Durchsicht seiner Filme fiel ihm auf, dass er die selbe Ansicht bei Ebbe und Flut aufgenommen hatte. Ihn begeisterte, wie die ansteigende Flut radikal die Perspektive auf und das Gefühl für die Landschaft verändert.
Neun Jahre lang hat Marten an dieser Serie gearbeitet. Sie besteht aus Bildpaaren, von denen jedes zwei Zeitpunkte festhält, indem zwei durch die Gezeiten bedingte Zustände der Landschaft zu sehen sind. Marten hat die Dyptichen im zeitlichen Abstand von sechs oder 18 Stunden jeweils vom selben Standpunkt aus aufgenommen. Die überraschenden Bildpaare veranschaulichen den dynamischen Zustand dieser Landschaft.
Ein Aspekt der Faszination dieser Arbeit ist das Nebeneinander der jeweils gleichen Ansichten bei Ebbe und Flut. Dies ermöglicht es herauszufinden, was sich durch die Gezeiten ändert und was nicht.
Für »Sea Change« hat Marten die knapp 18.000 km lange britische Küste in die vier Bereiche Südwest, Nordwest, Nordost und Südost eingeteilt. Er hat ein umfangreiches Werk geschaffen, das die Vielfalt der britischen Küste dokumentiert: von Strandpflanzen über Felsformationen und unberührte Sandufer zu Industriegebieten. Sein fotografisches Doppel-Portrait der maritimen Landschaft verdeutlicht effektvoll die Gezeiten.
Michael Marten hat beruflich und privat mit Fotografie zu tun seit er als Jugendlicher zu fotografieren begann. Seine erste Anstellung hatte er als Autor von Bildunterschriften für die Agentur »Camera Press syndication«. 1979 gründete er die »Science Photo Library«, eine Bildagentur für Wissenschaft und Medizin. Marten hat als Mitautor und Bildredakteur an verschiedenen Büchern gearbeitet, u. a. An Index of Possibilities (1974), Worlds Within Worlds (1978), The New Astronomy (1983) und The Particle Odyssey (2002).
»Sea Change« wurde in folgenden Institutionen gezeigt: Blue Sky Gallery (Portland, USA); Grazia Neri Gallery (Mailand); Libreria del Mare (Palermo) sowie Ringe Bibliotek, Denmark, als Teil des Fototriennale.dk Photography Festival; Oxo Gallery in London.
2011 gewann Sea Change den »LensCulture International Photography Award« für das beste Portfolio und war im selben Jahr unter den Top-50 bei Critical Mass. »Sea Change« wurde im Ag-Magazin, Mare, Focus Italy und in The Guardian’s Weekend Magazine veröffentlicht.
Michael Marten: Sea Change: A Tidal Journey Around Britain, 126 Seiten, 107 Farbfotografien, mit einer Einführung von Robert Macfarlane. Heidelberg: Kehrer, 2012 (vergriffen). Exemplare einer limitierten Sonderedition mit beigefügten Originalprints sind noch erhältlich (125 Euro).
Übersetzung: Martin Frech, NzF
Romano Riedo
13.05.2016 bis 11.08.2016
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Vernissage:
Do., 12.05.2016, ab 19:30 Uhr
Einführungstext: Martin Frech, NzFDer Fotograf Romano Riedo dokumentierte über viele Jahre den Arbeits- und Lebensalltag von Schweizer Bergbauern. 2014 wurde seine Serie »Hinterland« mit dem ersten Platz beim Swiss Press Photo Preis in der Kategorie Reportage ausgezeichnet.
Seit fast einem halben Jahrhundert ist Riedo in den Bergen unterwegs. »Als Kind verbrachte ich einen Teil meiner Sommerferien in den Alpen. Später haben Freunde angefangen, als Hirten auf der Alp zu arbeiten. Das hat mir erlaubt, mich mit dieser Arbeitsform mehr und mehr vertraut zu machen. Eine faszinierende Lebensweise, unabhängig, mitten in der Natur, oft Wind und Wetter ausgesetzt. So ganz anders als der Alltag in der Stadt.«
Die Arbeit an »Hinterland« führte ihn in die entlegensten Ecken der Schweiz. Er besuchte Rinderhirten und Bergbauern mit ihren Familien, Menschen, die nicht nur im Sommer sondern auch im Winter am und mit dem Berg leben. »Ich habe oft parallel auch in Farbe gearbeitet, aber Schwarz-Weiss-Film schien mir schließlich weit besser für dieses Projekt geeignet. Schwarzweiss bringt eine Bildaussage auf den Punkt, während Farbe häufig ablenkt.« Dabei ist kein einziges Bild inszeniert. Mit den Mitteln der Reportagefotografie, direkt und ungekünstelt, hat er auf subjektive Weise, mit viel Interesse und Anteilnahme, den harten Lebensalltag von Bergbauern festgehalten.
Der Autodidakt Riedo, der auch Ethnologie studiert hat, fand schnell den Zugang zu den Portraitierten, die zu Unrecht als ruppig und abweisend gelten. Nicht zuletzt, weil er selber in den späten achtziger Jahren einen Sommer lang auf einer Berner Alm Rinder gehütet hatte und dabei einige Erfahrung machen konnte. Heute ist die Berglandwirtschaft auch in der Schweiz durch die wirtschaftliche Entwicklung bedroht. Auf vielen Alpweiden lohnt sich die Bewirtschaftung immer weniger; Hochleistungskühe finden auf den Alpen zu wenig Futter und sind den Weidegang oft gar nicht mehr gewohnt. Trotz Förderung extensiver Landwirtschaft durch nationale Unterstüzungsprogramme und Ausgleichszahlungen, ist die qualitativ hochwertige Berglandwirtschaft zusehends bedroht.
Romano Riedo arbeitet für Schweizer Tageszeitungen und Zeitschriften als Fotograf und Journalist. Spezialisiert auf große Reportagen, hat er seine Arbeiten bereits in zahlreichen Museen und Galerien ausgestellt und mehrere Bildbände veröffentlicht, oft in Schwarzweiss, darunter Eisträume (1995), Alpzeit (1996), Allergattig Lütt (2004).
2010 veröffentlichte er eine fotografische Bestandsaufnahme in Farbe über das Greyerz, jene Alpenregion im Herzen der Schweiz, wo der berühmte Käse herkommt. Romano Riedo lebt und arbeitet in Fribourg.
Knut Wolfgang Maron
25.01.2016 bis 24.03.2016
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Vernissage:
Fr., 22.01.2016, ab 19:30 Uhr
Einführung: Florian Ebner (Leiter der fotografischen Sammlung am Museum Folkwang)Was bleibt, wenn ein Mensch die Welt der Lebenden verlässt? Individuelle Erinnerungen, Bilder von der Erscheinung dieses Menschen, vielleicht ein Erbe oder ein paar Habseligkeiten als Gabe an die Nachkommenden. Obwohl das Sterben zum Leben gehört wie das Geborenwerden, neigt die moderne, funktional ausdifferenzierte Gesellschaft zur Verdrängung des Bewusstseins von der Sterblichkeit und der Anwesenheit Sterbender, weist ihnen spezielle Bereiche zu, die der alltäglichen Erfahrung nicht mehr zugänglich sind. Gern überlässt man das Feld den Spezialisten – Altenpflegern, Ärzten, Psychologen und Geistlichen. Anders der Essener Fotograf Knut Wolfgang Maron (* 1954).
Er führte im Haus seiner 82-jährigen Mutter fotografisch Tagebuch über die letzte Phase ihres Lebens; teilte mit ihr »eine wunderbare und nicht benennbare Intimität«, wie er es selbst formuliert. Es entstanden berührende Bilder nicht nur von der Mutter in ihrer rapide zunehmenden körperlichen Zerbrechlichkeit, sondern auch von der sichtbaren Ordnung, die ihr Leben prägte. Ein halbe Ewigkeit bewohnte die Mutter ein Haus, schuf in diesem Raum ein Bezugssystem, das ihren Alltag strukturierte und nun – in der Perspektive des Fotografen – symbolisch auch die innere Ordnung dieser Persönlichkeit zum Ausdruck bringt. Das Leben im Gleichmaß alltäglicher Verrichtungen, unterstützt von Gegenständen, denen der lange und intensive Gebrauch in die Oberflächen eingeschrieben wurde. Hinter all diesen Dingen scheint indirekt das Bild der Mutter auf, wird aber auch die Nähe spürbar, die der Sohn sucht und die Trauer des Abschiednehmens. Nichts Spektakuläres erscheint da im Bild, doch in der Intensität der fotografischen Einfühlung in ein anderes Leben, das sich sichtbar seinem Ende zuneigt, ein künstlerisches Ereignis, das zu Recht mehrfach mit Preisen gewürdigt wurde.
Martin Claßen, Martin Frech, Tobias D. Kern und Jürgen H. Krause
03.10.2015, ab 11:00 Uhr
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989 dauerte es nicht mehr lange, bis die DDR Geschichte war. Am 18. März 1990 fanden die ersten und letzten freien Volkskammerwahlen statt, am 1. Juli trat die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion in Kraft und am 3. Oktober 1990 – politisch gewollt sollte sie ihren 41. Gründungstag am 7. Oktober nicht mehr erleben – ging die DDR in der Bundesrepublik Deutschland auf (»Wiedervereinigung« nach Artikel 23 unseres alten Grundgesetzes).
Die DDR als problemlos zu bereisendes Ausland existierte also nur ein knappes Jahr. In dieser Zeit entstanden die Fotos, die Jürgen H. Krause in unserer Ausstellung »Ostblick 90« zeigt.
Natürlich nutzen auch andere Fotografen diese Chance, z. B. Martin Claßen (Köln) und Martin Frech (Tübingen).
Martin Claßen fotografierte im Frühjahr 1990 in Dresden alte Villen, die er baulich noch weitgehend in ihrem Originalzustand vorfand. Seine Farbfotos wurden in dem Buch Villen/
Martin Claßen wird das Buch sowie Abzüge seiner schwarzweißen Arbeiten präsentieren.
Martin Frech war im Februar/
Eine Auswahl der Farbfotos werden wir via Beamer projizieren. Interessant ist dabei, dass sich Martin Frechs Bilder motivisch mit denen von Jürgen H. Krause überschneiden. Die Farbigkeit ist jedoch ein Aspekt, der die Bilder anders auf uns wirken lässt – ein schönes Thema für einen interessanten Meinungsaustausch.
Jürgen H. Krause
11.09.2015 bis 30.10.2015
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit – Photographische Positionen zum Phänomen Zeit«
Vernissage:
Fr., 11.09.2015, ab 19:00 Uhr
1990, noch vor der Wiedervereinigung, reiste der junge Photoingenieur-Student Jürgen H. Krause von Köln aus mehrere Male für einen Kamerahersteller in die damals noch wenige Monate existierende DDR. Er war auf Promotion-Tour für Minolta, einem damals führenden Hersteller von Spiegelreflexkameras. Krause war so fasziniert von der für ihn fremden Welt, dass er jede freie Minute hinauszog, um auf den Straßen von Cottbus, Chemnitz, Halle und Dresden zu fotografieren.
Der in Castrop-Rauxel aufgewachsene Fotograf kannte die DDR nicht; und so war es für ihn fast eine Zeitreise in eine fremde und im Untergang begriffene Welt. Krause schuf Bilder von Straßenszenen, die stark an die Großen der street photography wie Henri Cartier-Bresson oder René Burri erinnern. Jürgen H. Krause hat seine Aufnahmen durchweg als sogenannte Lith-Prints ausgearbeitet. Ein Schwarzweiß-Print-Verfahren, das starke Kontraste und monochrome Farbtöne erzeugt. Für seine Abzüge verwendete er das damals in der DDR produzierte Fotopapier der Marke ORWO. Die Serie ist bislang unveröffentlicht und wird erstmals im Rahmen der Ausstellungsreihe »Die Stilllegung der Zeit« bei uns gezeigt.
Im Rahmen der Vernissage wird Jürgen H. Krause live demonstrieren, wie er einen Abzug im Lith-Print-Verfahren anfertigt. Hierzu wird die schaelpic photokunstbar wie bei den Vernissagen im letzten Jahr in eine temporäre Dunkelkammer verwandelt.
Jürgen H. Krause, geb. 1964, studierte in Köln Photoingenieurwesen. Erste Aufträge als Photograph übernahm er noch während seiner Studienzeit Anfang der 90er-Jahre. Er lebt und arbeitet in Köln.
Martin Oeggerli
27.11.2014 bis 31.12.2014
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Silber und Bytes – 175 Jahre Photographie«
Vernissage:
Do., 27.11.2014, ab 18:30 Uhr
Martin Oeggerli stellt sein Werk in einem kurzen Vortrag vor und spricht anschließend mit Frank Doering und Tobias D. Kern vom Atelier für Mediengestaltung.In unserer vierten Ausstellung im Rahmen des Jahresprogramms »Silber und Bytes« präsentieren wir Ihnen aktuelle Arbeiten des Schweizer Photokünstlers Martin Oeggerli. Sein Werkzeug ist das Raster-Elektronen-Mikroskop (REM). Mit dem REM als »Kamera« und seiner virtuosen Colorationstechnik erschließt uns Martin Oeggerli den Mikrokosmos und schafft faszinierende Einblicke ins Unsichtbare.
In der Ausstellung präsentieren wir zwei Werkgruppen, die Martin Oeggerli schlicht mit »Mites and Patterns« überschreibt. Der bewusst unspektakuläre Titel verweist auf die »Stars« seiner Bilder, denn sie bleiben unseren Sinnen im Alltag verborgen. Zu unrecht, wie die Aufnahmen unserer Ausstellung in ihrer einzigartigen Ästhetik beweisen! Oeggerli sieht die Welt als Künstler und als Wissenschaftler. Beide Perspektiven spiegeln sich in seinen Bildern wider. Es gelingt ihm, die Schönheit des Mikrokosmos für unser Auge sichtbar zu machen und unser Bewusstsein dafür zu schärfen, dass auch die kleinsten lebenden Organismen perfekt »entworfen« sind.
Martin Oeggerli stammt aus Basel und ist promovierter Molekularbiologe. Seit rund zehn Jahren arbeitet er künstlerisch mit dem Raster-Elektronen-Mikroskop und hat für seine Arbeiten bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten (u. a. Best Scientific Cover Image in 2008, 2010, 2012, 2014; Best Image of Research in 2006, 2008, 2009 and 2010). Vom chinesischen Künstler Ai Weiwei wurde Oeggerli im Jahr 2011 eingeladen, seine Werke an der Gwangju-Design Biennale in Südkorea zu präsentieren.
Auf Empfehlung von Ute Noll wurde unsere Ausstellung ausgewählt als Professional’s Choice des Festival Internationale Photoszene Köln.
Martin Claßen
09/2014 bis 11/2014
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Silber und Bytes – 175 Jahre Photographie«;
unser Beitrag zum »Festival Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2014
Vernissage:
Fr., 12.09.2014, ab 18:30 Uhr
Jule Schaffer (Kunsthistorikerin aus Köln) spricht mit Martin ClaßenIn unserer dritten Ausstellung im Rahmen des Jahresprogramms Silber und Bytes nimmt uns der Photokünstler Martin Claßen mit in die Gruft des Kapuzinerklosters in Palermo. Dort wurden von 1577 bis ins 19. Jahrhundert Mönche und reiche Bürger Palermos mumifiziert und bestattet.
Der Photograph hat die mumifizierten Leichname in einer beeindruckenden schwarzweißen Serie aufgenommen. Die Toten scheinen sich vor Claßens Kamera selbst zu inszenieren und die Interaktion der Mumien offenbart skurrile, bisweilen groteske Konstellationen. In seinen Bildern wird der hilflos anmutende Versuch des Menschen den Körper festzuhalten und der Vergänglichkeit zu entreißen eindrücklich gegenwärtig – ein zeitloses Thema.
Martin Claßen, 1959 geboren in Köln, hat bei Arno Jansen künstlerische Photographie studiert. Der Stipendiat der Villa Massimo in Rom nahm an zahlreichen Ausstellungen teil; u. a. im Agfa Fotohistorama im Museum Ludwig, im Centre Pompidou, in Museum für Angewandte Kunst in Köln sowie in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur.
Rahmenprogramm
100% Schwarzweiß! – Einsteiger-Workshop in die klassische Dunkelkammertechnik
Martin Claßen und Tobias D. Kern zeigen in einem zweitägigen Workshop wie einfach es ist, sw-Filme selber zu entwickeln und die Negative zu vergrößern.
Grundkenntnisse der Photographie, jedoch keine Vorkenntnisse im Fotolabor erforderlich.
Samstag, 13.09. und Sonntag, 14.09.2014.
伊藤 計 (Keiichi Ito) und Claus Dieter Geissler
19.05.2014 bis 31.08.2014
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Silber und Bytes – 175 Jahre Photographie«
Vernissage:
Fr., 16.05.2014, ab 18:30 Uhr
In unserer zweiten Ausstellung im Rahmen des Jahresprogramms »Silber und Bytes – 175 Jahre Photographie« stellen wir ab Mai zwei zeitgenössische Positionen zur Kunst des Platindrucks vor:
Der Künstler Claus Dieter Geissler hat sich mit den Todesmärschen der Opfer des Nationalsozialismus beschäftigt und einen starken, expressiven Zyklus von 25 Platindrucken auf Holz geschaffen, den er in einer wandfüllenden Installation präsentiert.
Claus Dieter Geissler lebt und arbeitet auf den Straßen Europas. 1952 geboren, fühlt er sich dort seit Anfang der 70er Jahre zuhause. Hier begegnet er den Themen und Geschichten, die ihm die Straßen erzählen. Er versteht sich als Street-Artist, nicht als Street-Photograph – mit den Mitteln der Photographie ist er als bildender Künstler stets auf der Suche nach neuen Wegen.
Die Suggestionskraft und Ästhetik seiner Arbeiten liegt im Indirekten. Sie machen nachdenklich. Nie geht es um das, was abgebildet ist, oft um das, was gerne vergessen wird. Er arbeitet zum einen mit den Materialien und Dingen, die er auf der Straße findet, zum anderen interessiert ihn, wer hier unterwegs ist. Reiseberichte entstehen, abstrakt und eindrücklich. Seine aktuellen Arbeiten bilden dieses Spektrum ab.
Für die Bearbeitung der Abzüge zieht er sich jedoch immer wieder ins eigene Labor nach Köln zurück. Claus Dieter Geissler erhielt Stipendien in Irland und Frankreich, Ausstellungen in Barcelona, Nimes, Liverpool, Moskau und Belgrad, in Holland und Litauen, darüber hinaus in New York und Tokyo. Er ist Mitbegründer und Mitwirkender verschiedener europaweit agierender Künstlernetzwerke und hatte von 2001 bis 2004 ein Atelier in Barcelona.
Im Kontrast zu Geisslers Arbeiten stehen die leisen und zarten Platinprints von uralten Sakurabäumen des japanischen Photokünstlers 伊藤 計 (Keiichi Ito).
Geboren 1950 in Tokio, ist Ito ein photographischer Autodidakt. Der studierte Elektroingenieur und passionierte Bergsteiger befasste sich nur am Rande mit Photographie, um das Aufwachsen seines Sohnes und unwiederbringliche Erfahrungen beim Bergsteigen mit der Kamera zu dokumentieren. Als 1980 sein Schwager unerwartet starb, berührte ihn dieses traurige Ereignis so sehr, dass er über sein bisheriges Leben nachdachte, seinen Beruf als Elektroingenieur aufgab und mit 55 Jahren ein neues Leben als professioneller Photograph begann.
Wie viele andere japanische Photokünstler ist 伊藤 計 (Keiichi Ito) fasziniert davon mit den Mitteln der Photographie die Zeit festzuhalten. Die meisten seiner fotografischen Projekte widmen sich diesem Thema. 伊藤 計 (Keiichi Ito) versucht dabei jedoch nicht mittels Langzeitbelichtungen möglichst viel Zeit aufzunehmen, vielmehr sucht und findet er Sujets, die die Zeitlosigkeit der japanischen Seele repräsentieren: Jahrhunderte alte Sakurabäume zum Beispiel oder die Hände von japanischen Handwerkern, die als »lebender Nationalschatz« traditionelle Kunstfertigkeiten fortführen und bewahren.
Dabei arbeiten Ito wie Geissler vollständig analog. Ito fotografiert auf Film, entwickelt und belichtet seine Photographien alle selbst. Seine bevorzugte Technik ist die Platin-/
伊藤 計 (Keiichi Ito)s Serie über Jahrhunderte alte Sakurabäume umfasst zehn Platin-/
Stefan Sappert
17.03.2014 bis 30.04.2014
im Rahmen unserer Ausstellungsreihe »Silber und Bytes – 175 Jahre Photographie«
Vernissage:
Fr., 14.03.2014, ab 18:30 Uhr
In unserer Auftakt-Austellung zum 175jährigen Jubiläum der Photographie präsentiert uns der aus Wien stammende junge Photokünstler Stefan Sappert seine jüngsten in der Nassplatten-Kollodium-Technik entstandenen Arbeiten, einem frühen Verfahren der Photographie, bei dem Glasplatten unmittelbar vor der Aufnahme lichtempfindlich gemacht werden. Der Künstler wird im Verlauf der Vernissage live demonstrieren, wie er damit seine außergewöhnlichen Silberbilder schafft.
Tobias D. Kern
21.10.2013 bis 22.12.2013
im Rahmen unserer Ausstellungstrilogie »Transitionen I – III«
Vernissage:
Fr., 18.10.2013, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFHeidegger-Abend mit Künstlergespräch:
Donnerstag, 21.11.2013 um 19.30 Uhr
Eva Degenhardt von philosophiekunst e. V. Köln spricht mit Tobias D. Kern
Der nicht unumstrittene, aber wohl einflussreichste deutschsprachige Philosoph des 20. Jahrhunderts hat vor mehr als 60 Jahren seine Gedanken beim Gehen auf einem Feldweg in einer Art Prosa-Miniatur aufgezeichnet. Vordergründig beschreibt sie einen heute längst asphaltierten Ackerpfad, der in westlicher Richtung von der Sankt Martinskirche der südbadischen Kleinstadt Meßkirch hinausführt. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen tiefgründigen Besinnungstext. Der Philosoph und Publizist Rüdiger Safranski charakterisiert den Feldweg in seiner Heidegger-Biographie als »ein zugleich wirklicher und imaginärer Ort der metaphysischen Erfahrung, der aus der Erinnerung und der beschwörenden Kraft der Sprache« lebe.
Tobias D. Kern ist wie Heidegger in Meßkirch geboren und besuchte dort das am Feldweg gelegene Martin-Heidegger-Gymnasium. Als Schüler lernte er den Feldweg noch als Bichtlinger Sträßle kennen, das als Laufstrecke bei den 1.000-Meterläufen im Sportunterricht genutzt wurde. Auslöser für sein Feldweg-Projekt war der Super-Gau von Fukushima im März 2011. Denn Heidegger spricht im Feldweg fast prophetisch von den »Riesenkräften der Atomenergie, die sich das menschliche Rechnen erkünstelt und zur Fessel des eigenen Tuns« gemacht habe.
Seit Fukushima beging Kern mit einer Großformat-Kamera bei seinen Besuchen in Meßkirch immer wieder den Feldweg von der Sankt Martinskirche bis zur »roh gezimmerten Bank« unter der alten Eiche – genau so wie es der Philosoph in seiner Jugend und bei späteren Besuchen in Meßkirch oft getan hatte. Der Photograph schuf dabei keine dokumentarischen Abbilder des heutigen Feldweges, sondern stille, kontemplative Bilder von der unspektakulären, flach hügeligen Landschaft oberhalb der Ablach, einem kleinen Zufluss der Donau.
Kern photographierte bei jedem Wetter, bei jeder Witterung und zu allen Jahreszeiten. Die Aufnahmen vermitteln so die unterschiedlichen Stimmungen des Bildautors beim Begehen des Feldweges. Begleitend zu den Bildern liegen in der Ausstellung für alle Besucher in ausreichender Stückzahl Ausgaben des Feldweges leihweise bereit; und der Bildautor lädt jeden Besucher ein, beim Weg durch die Ausstellung den kurzen Text zu lesen und eigene gedankliche Wechselwirkungen zwischen Text und Bildern zuzulassen.
In der Ausstellung werden rund 25 selengetonte Schwarzweißphotographien im Format 30 × 40 cm gezeigt, die der Photograph von 4 × 5-Inch Negativen in einer Auflage von je drei Exemplaren auf Silbergelatine-Barytpapier abgezogen hat. Darüber hinaus erscheint eine limitierte Editionskassette mit sechs ausgewählten Feldweg-Motiven geprintet auf Ilford Art 300 Silbergelatinepapier sowie einer beigelegten Ausgabe des Feldweges aus dem Klostermann Verlag.
Die Ausstellung »Transition III – Wissende Heiterkeit« ist die abschließende Ausstellung zu unserer Wege-Trilogie »Transitionen I – III« in diesem Jahr.
Martin Frech
13.05.2013 bis 26.07.2013
im Rahmen unserer Ausstellungstrilogie »Transitionen I – III«
Matinée:
So., 12.05.2013, ab 11:00 Uhr
Orte jenseits des offiziellen Stadtraums sind wichtig für die kleinen Fluchten aus dem geregelten Alltag. Es sind begrenzte Freiräume, die man in jeder Stadt und auch auf den Dörfern findet. Kinder, Jugendliche und Erwachsenen nutzen sie gleichermaßen, jedoch zu unterschiedlichen Tageszeiten: zum Hundeausführen, um alleine zu sein, um die ersten Zigaretten zu rauchen, Feuerchen zu machen usw.
Martin Frech hat solche Orte am Teltowkanal in Berlin über zwei Jahre regelmäßig aufgesucht und für seine Fotoserie präzise dokumentiert. Diese etwas versteckten Uferzonen sind angeeignete Räume – offiziell ist der Zutritt verboten, praktisch wird er jedoch toleriert.
Trampelpfade am Ufer des Kanals bilden das Motivrepertoire dieser Arbeit. Formal gleichen sich die Bilder: aus Augenhöhe leicht weitwinklig aufgenommen, zeigen sie mittig Abschnitte eines Pfades, dazu den angeschnittenen Kanal und die bewachsene Uferböschung. Häufig ist der Pfad unterbrochen, entweder durch überwuchernde Vegetation oder durch konkrete Sperren. Gelegentlich aufscheinende Architekturfragmente verorten die Szenerie in einem urbanen Kontext. Personen sind nicht zu sehen, allgegenwärtig sind jedoch Spuren regelmäßigen Gebrauchs; Details deuten auf unterschiedliche Nutzergruppen hin.
Martin Frechs Bilder zeigen Ansichten einer Kulturlandschaft: Während die auf den ersten Blick unspektakulären Uferzonen Rückzugsorte einer urbanen Parallelwelt sind, dient der vor hundert Jahren angelegte Kanal weiterhin als Bundeswasserstraße.
Martin Frech, NzF
Die Ausstellung »Transition II – Uferzonen« ist die dritte Ausstellung zu unserer Wege-Trilogie »Transitionen I – III« in diesem Jahr.
Frank Doering
18.03.2013 bis 16.05.2013
im Rahmen unserer Ausstellungstrilogie »Transitionen I – III«
Vernissage:
Fr., 15.03.2013, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFDer Fotograf Frank Doering bereiste im November 2011 das ehemalige nepalesische Königreich Mustang im Zentralhimalaya, nahe der tibetischen Grenze. Sein Weg führte ihn entlang der Ufer des Kali Gandaki (schwarzer Gandaki) auf einer uralten Handelsstraße nach Lo Mantang zur Hauptstadt des ehemaligen Königreichs. Dabei entstand eine Serie von Schwarzweiss-Landschaftsaufnahmen. Im scheinbaren Gegensatz von Kargheit und majästetischer Weite erlauben sie den Betrachtern Augenblicke kontemplativer Stille.
Präsentiert wird eine Auswahl von 15 selengetonten Silbergelatine-Barytprints im Format 30 × 40 cm.
Die Ausstellung »Transition I – Der Weg am Schwarzen Fluss« ist die Auftakt-Ausstellung zu unserer Wege-Trilogie »Transitionen I – III« in diesem Jahr.
Kris Heide
19.11.2012 bis 18.01.2013
unser zweiter Beitrag zum Kölner Chinajahr 2012
Vernissage:
Sa., 16.11.2013, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFKris Heide lebte im Winter 2010/2011 sechs Monate in Shanghai. Dort entstanden die fotografischen Serien »Lost in Reflection«, »Streetstructures« und »Mopology« – ein Umgehen mit dem Kulturschock, ein Herantasten an das Fremde, sich auflösende Menschenbilder als Manifeste einer persönlichen Entgrenzung, die nötig ist, um jenseits von Sprache eine Kultur wahrnehmen zu können.
Tobias D. Kern
22.09.2012 bis 31.10.2012
unser Beitrag zur »21. Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2012
Vernissage:
Fr., 21.09.2012, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFWie als Nachhall unserer romantischen Tradition – und unbewusst wohl noch immer beeinflusst von Tacitus’ mehr als 2.000 Jahre altem »Germania«-Text –, sieht gerade der urbane Mensch auch im Kulturwald mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Doch einzelne Bäume fallen im Wald selten auf; es sind einfach zu viele. Unserem ungeschulten Blick entgehen die Details, Unterschiede nehmen wir kaum wahr.
Hier und da sind jedoch Bäume durch aufgesprühte Zeichen markiert. Mal einzelne Bäume, mal Gruppen von Bäumen. Wir können die Zeichen nicht lesen. Aber es ist klar, dass sich die gezeichneten Bäume von den anderen unterscheiden. Sind sie wichtiger? Sind sie entbehrlich? In diesem Kontext können wir die Bilder lesen als Metapher für gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausgrenzung.
Wir wissen jedoch, dass die Baumzeichen eine forstwirtschaftliche Funktion haben: Angebracht vom Förster, sind es Anweisungen für die Waldarbeiter, wie die jeweiligen Bäume zu behandeln sind. Doch aufgrund ihrer schwachen Kodierung können wir Freizeit-Waldnutzer diese Zeichen meist nicht sinnvoll deuten. Bei intensiver Betrachtung stellen sich daher allerlei Assoziationen ein; befördert von Erinnerungen an unsere traditionellen Mythen und Sagen.
Tobias D. Kern hat diese Ambivalenz photographisch herausgearbeitet. Seine hintergründig betitelte Serie handvergrößerter Schwarzweiß-Bilder wird in dieser Ausstellung erstmals öffentlich präsentiert.
Martin Frech, NzF
Tobias Vollmer
18.06.2012 bis 31.08.2012
unser erster Beitrag zum Kölner Chinajahr 2012
Vernissage:
Fr., 15.06.2012, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFTobias Vollmer hat im Jahr 2005 die VR China bereist. In unserer Ausstellung zeigt er aus seiner Serie »China Construction« großformatige Ansichten von fünf der über 40 Millionenstädte des Landes, ergänzt durch alltägliche Straßenszenen in kleineren Formaten.
Vollmer zeigt in seinen Fotografien großzügig angelegte urbane Räume mit viel Grün, wenigen Autos und noch weniger Baustellen. Der distanzierte Blick des Fotografen sieht nicht die häufig gezeigte Tristesse, hervorgerufen durch Smog oder prekäre Lebensverhältnisse. Vielmehr sehen wir eigentümlich menschenarme Szenerien. Sportplätze, Schwimmbäder und Dachgärten weisen jedoch darauf hin, dass das Leben in Megacities nicht mit einem Verzicht auf Lebensqualität einhergehen muss.
Ausgestellt werden Bilder aus der Hauptstadt Peking, der Küstenstadt Shanghai, der Sonderverwaltungszone Hongkong, der nahen Sonderwirtschaftszone Shenzhen sowie aus Chongqing und aus Chengdu im Landesinneren, die uns schon Brecht in »Der gute Mensch von Sezuan« nahegebracht hat.
Tobias Vollmer hat die Städte als Tourist erlebt. Die augenfällige »Differenz zum Gewohnten« war für ihn der Anlass für seine fotografische »Erforschung unbekannter Lebenswelten«. (Zitate Vollmer)
Der Fotokünstler studierte Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er lebt und arbeitet als freier Fotograf in Köln und Koblenz.
Martin Frech, NzF
Jürgen H. Krause
06.02.2012 bis 30.05.2012
Vernissage:
Fr., 03.02.2012, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFMit dem Boom der japanischen Comics (Mangas) und Animationsfilme (Anime) wurde das ursprünglich japanische Hobby Cosplay (kurz für Costume Play) in den 1990er-Jahren auch hierzulande populär. Ein Cosplayer stellt eine Comic- oder Film-Figur möglichst überzeugend dar. Die Kostüme und das Zubehör – z. B. Modelle von Waffen oder Fahrzeugen – werden mit großem Aufwand selbst angefertigt. Cosplayer entwerfen ihre Kreationen nicht für das private Vergnügen, sondern suchen die Szene-Öffentlichkeit auf entsprechenden Großveranstaltungen.
Der Fotograf Jürgen H. Krause ist selbst kein Cosplayer. Mit seinen großformatig aufgenommenen Porträts will er den Menschen hinter den Masken näher kommen. Er zeigt sich fasziniert von der Intensität, mit der die Cosplayer ihre Figur verkörpern und die Gemeinschaft anderer Cosplayer suchen.
Jürgen H. Krause, Jahrgang 1964, lebt und arbeitet als freier Fotograf in Köln.
Tobias D. Kern und Martin Frech
01.07.2011 bis 30.09.2011
Vernissage:
Do., 30.06.2011, ab 18:30 Uhr
Einführung: Jana Kimmel-SchlottZwei Photographen befragen surrealistische Positionen zum Schaufenster: In einer gemeinsamen Ausstellung zeigen Tobias D. Kern und Martin Frech zwei photographische Serien zum Thema Schaufenster.
Tobias D. Kerns farbige Arbeiten sind Vexierspiele mit Betrachtern, Puppen und Spiegeln. Seine Nachtstücke kreisen um die Fragen, wer auf welcher Seite steht – und warum.
Kontrastierend dazu hängt eine schwarzweiße Portrait-Serie von Martin Frech. Beeinflusst durch Marcel Duchamps Ideen zum Schaufenster sind die Bilder das Ergebnis einer Beschäftigung des Photographen mit hermeneutischen Problemen rund ums Portrait.
Tobias D. Kern: Nachtstücke 1 bis 14 (2010/2011)
Chromogene Laserprints hinter Acrylglas (Diasec)
Formate 50 × 70 cm, 50 × 60 cm, 30 × 40 cm
Auflage: je 5 Exemplare plus 1 AP
Martin Frech: #1 bis #10 aus der Serie »Urbane Schulterstücke« (2010/2011)
Silbergelatine-Baryt-Prints
Format je 34,4 × 26,8 cm (40,6 × 30,5 cm)
1. Auflage 2011: je 2 Exemplare
Der Katalog zur Ausstellung erscheint in der ↪ Edition randgebiete
Raimund Ritter [= Martin Frech]
23.09.2010 bis 05.11.2010
unser Beitrag zur »20. Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2010
Vernissage:
Fr., 24.09.2010, ab 18:30 Uhr
Geht man mit Kindern einkaufen, provoziert man Konflikte.
In Bekleidungsgeschäften interessieren sich die Kleinen eher wenig für die Belange der Eltern und werden schnell ungeduldig. Also investieren die Betreiber von Kaufhäusern und Einkaufszentren in Spiel- und Video-Ecken.
In Spielzeugläden ignorieren die Kinder ebenfalls gerne die Wünsche der Eltern und können sehr geduldig ihren Interessen nachgehen. Das ist jedoch so gewollt und wird von den Händlern unterstützt.
Dem reformpädagogisch geschulten Blick des Photographen Raimund Ritter [= Martin Frech] erschienen beide Aspekte zunächst suspekt. Das jahrelange geduldige Beobachten der Nutzer dieser Spiel-Bereiche zeigte ihm jedoch, dass sich Kinder gerne dort aufhalten und die Angebote interessiert wahrnehmen – ein Aspekt des Urbanen.
Silbergelatine-Baryt-Prints, je 44 × 34 cm
Der Katalog zur Ausstellung erscheint in der ↪ Edition randgebiete
EO Albrecht
16.10.2009 bis 27.11.2009
Vernissage:
Do., 15.10.2009, ab 18:30 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFEO Albrecht (1938 – 2017) zeigt uns die »Schönheit der Schöpfung«.
Mit einem Seitenblick auf seine (hier nicht gezeigten) Island-Bilder und im Hinblick auf seine Begeisterung für aktive Vulkane möchte ich ergänzen: EO Albrecht zeigt uns nicht nur das Ergebnis – er lässt uns auch in die Werkstatt des Schöpfers blicken und führt uns dessen Werkzeuge vor: Vulkanismus, Wasser und Wind.
EO Albrecht dokumentiert das Holozän.
Die Folgen menschlichen Wirkens interessieren ihn dabei nur marginal: Die Spuren des Anthropozän finden sich bei ihm nur in Form abstrahierter Stadtlandschafts-Fragmente, die wir in seinen Aktmontagen erkennen.
Guisi Fanella
24.04.2009 bis 29.05.2009
Vernissage:
Do., 23.04.2009, ab 18:30 Uhr
Einführungstext: Martin Frech, NzFGuisi Fanella zeigt uns Menschen. Frauen, Männer, Kinder. Alte und Junge, einzeln und in der Gruppe. Müde sehen sie aus, gelangweilt, konzentriert und skeptisch. Zwei Frauen tanzen, ein Kind wundert sich – oder wurde es erschreckt? Träumt die Frau? Dreht sich der Mann eine Zigarette? Wird da Wäsche gewaschen? Ob die Leute arm sind oder wohlhabend, ob arbeitslos oder gerade bei der Arbeit erkenne ich nicht. Es sind Straßenszenen in einer Stadt. Ein T-Shirt deutet die Globalisierung an.
Dem Serientitel entnehme ich, dass die Porträts wahrscheinlich in China entstanden. Die Photos wirken eigentümlich zeitlos. Sie sind letztes Jahr (2008) entstanden.
Martin Frech, NzF
Tobias D. Kern
23.09.2008 bis 07.11.2008
unser Beitrag zur »19. Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2008
Vernissage:
Mo., 22.09.2008, ab 18:00 Uhr
Engelbert Schlechtriemen, Konditormeister und Vorsitzender der Standortgemeinschaft Kalk e. V., spricht am Beispiel der Kölner Cafés und Konditoreien über den Strukturwandel in unseren Städten und hat eine süße Überraschung im Gepäck.Noch gibt es sie, die charmanten, aber ein wenig angestaubten »Oma-Cafés«. Doch wie lange noch? Sie werden verdrängt von Starbucks & Co.:
Gerade noch rechtzeitig haben wir erkannt, dass da ein Stück bundesdeutscher Alltagsgeschichte still und unbemerkt verschwindet", sagt Tobias D. Kern, Photograph und einer von drei Geschäftsführern der Kölner Medienagentur »Atelier für Mediengestaltung«, der zusammen mit der Sozialarbeiterin Barbara Kerbusk das Projekt realisiert hat.
Ein Beitrag wider die Fastfood-Kultur – gefördert vom Kulturwerk der VG BILD-KUNST, Bonn.
Thomas Bachler
17.03.2008 bis 30.05.2008
Matinée:
So., 16.03.2008, ab 10:00 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzFThomas Bachler ist ein Künstler, dessen Werk ich sehr schätze. Daher freue ich mich ganz besonders, dass ich ihn für diese Ausstellung gewinnen konnte.
Schon das erste Bild, das ich von ihm sah, hat mich nachhaltig beeindruckt. Es heißt »Kopfschuss« und war abgedruckt auf der Titelseite der Zeitschrift Pinhole Journal vom Dezember 1994.
»Kopfschuss« ist ein Selbstportrait des Photographen. Es zeigt ihn mit durchschossenem Kopf. Das Einschussloch ersetzt das rechte Auge.
Martin Frech, NzF
Michael Westmoreland und Jook Leung
27.09.2006 bis 26.11.2006
unser Beitrag zur »18. Internationale Photoszene Köln« im Rahmen der Photokina 2006
Vernissage:
Di., 26.09.2006, ab 18:00 Uhr
Einführung: Martin Frech, NzF (Vortrag via Videoübertragung aus Berlin)Die Ausstellung ist etwas besonderes. Sie zeigt Panoramabilder, also Arbeiten aus einem Randgebiet der Photographie.
Nun ist die Panoramaphotographie kein eigenes Genre, sondern eine Aufnahmetechnik, unabhängig vom Motiv. Dennoch ... die breiten Bilder haben eine besondere Anmutung, schon auf Grund ihres ungewohnten Formats.
Martin Frech, NzF
Tobias D. Kern und Martin Frech
30.04.2006 bis 30.06.2006
anläßlich des »Worldwide Pinhole Day« am 30.04.2006
Matinée:
So., 30.04.2006, ab 11:00 Uhr
Am 6. März 2006 trafen wir uns in Berlin zum Frühstück; ohne einen speziellen Grund. Einfach, weil es sich so ergab. Dabei entstand die Idee, anläßlich des bevorstehenden Pinhole-Day ein entsprechendes Photo-Projekt zu produzieren. Ein Blick auf den Kalender mahnte uns zur Eile. Daher mußte ein Konzept auf den Tisch, das sich in den verbleibenden sechs Wochen umsetzen ließ.
Köln-Berlin – Ost-West – Großstadt-Großstadt – Ansichten – Stadt – Sehenswertes – was ist Wert, gesehen zu werden – Postkarten! Die Idee: Wir schauen mal, was so auf den üblichen Ansichtskarten abgebildet ist und interpretieren diese Motive mit unseren Lochkameras. Ja, das läßt sich bestimmt in der kurzen Zeit machen. Schwarzweiß? Ja, vielleicht. Nein! Farbig sollen die Bilder werden, wir wollen mit Diafilm arbeiten.
Ich nehme mit diesem Projekt Abschied von Agfa. Die Click war ja ursprünglich von Agfa. Dazu ein letztes Mal RSX-50 gekauft, aus den Restbeständen. Um diesen Film tut es mir wirklich leid. Schade, daß es so gekommen ist.
In Berlin läßt sich die Sache gut an. Ich finde schöne Postkarten in reicher Auswahl, die Motive sind gut erreichbar. Aber das Wetter? Na, das wird schon werden, ganz bestimmt!
In Köln: Oh Schreck, hier findet Tobias nur Dom-Postkarten. Gibt's hier denn nicht mehr Sehenswertes? Nachdenken ... den Rhein, die romanischen Kirchen, hmmm, ... mal sehen.
In Berlin: Viele Bus-, U- und S-Bahn-Fahrten ohne Ergebnis. Zwischendurch herrliches Frühlingswetter. Die ersten Dias überzeugen, ich habe einen Stil gefunden, kann ganz nah am Konzept arbeiten.
Belichtungszeiten zwischen 2 Sekunden und 45 Minuten; die Click ist der Belastung nicht gewachsen; na, dann eben ohne Drahtauslöser; Improvisieren In Köln: kein so tolles Wetter, Zeitmangel tagsüber. Tobias geht das Thema freier an, experimentiert mit hochempfindlichem Material, lotet die Möglichkeiten der Dämmerung aus, photographiert Mischlicht-Situationen. Die Ergebnisse überzeugen auch ihn, den anfänglichen Loch-Skeptiker.
Die Qual der Wahl. Im Atelier ist Platz für zwei mal 12 Rahmen. Also strenge Auswahl. Ok, nun ist es passiert, nun wird es spannend. Eine Ausstellung – zwei Städte, zwei Löcher, zwei Photographen – eine Passion.
Martin Frech, NzF
Kompiliert mit knôtM.